Erfahrungsgemäß leben wir heutzutage viel zu sehr in unserem Kopf, als in unserem Körper. Das kann verschiedene Gründe haben, meistens vermeiden wir dadurch das Fühlen bestimmter Emotionen und Energien, die sich gegebenenfalls durch Übererregungszustände unseres autonomen Nervensystems in uns angestaut haben. Wenn wir das langfristig so betreiben, kann es passieren, dass wir schwere Krankheiten, wie beispielsweise diverse Autoimmunkrankheiten, Krebs u. a. als Weckruf unseres Körpers entwickeln. Glücklicherweise gibt es ein paar natürliche Helferlein in Form von Heilkräutern, die dich bei der Rückkehr in deinen Körper, zum Fühlen und zum Hier und Jetzt, zur Verbindung von Körper und Geist unterstützen können. Drei davon möchte ich dir heute in meinem ersten Teil der Reihe „Embodiment Kräuter“ vorstellen.
Das „Trauma-Kraut“: Heilziest (Stachys Officinalis) – Gegen Dissoziation & zur Förderung der eigenen Intuition
Den Anfang in der Reihe der embodiment Kräuter macht der Heilziest, auch echte Betonie (Stachys officinalis) genannt. Der Heilziest ist eine vergessene Heilpflanze, die von der Antike bis zum Mittelalter weitverbreitet Anwendung fand. Er wurde damals als Allheilmittel eingesetzt, heute ist er leider in Vergessenheit geraten und findet kaum noch Verwendung. Dabei hat er hervorragende heilerische Eigenschaften, vor allem auch, was das Zurückfinden in den eigenen Körper angeht. Durch die enthaltenen Bitterstoffe wirkt er anregend auf unsere Verdauung und gehört somit zu den erdenden Heilkräutern. Die Verdauung wird vom parasympathischen Zweig unseres Nervensystems gesteuert, das heißt, der Heilziest stimuliert mit seiner verdauungsfördernden Wirkung also auch den Parasympathikus, was uns wiederum dabei hilft in einen Entspannungszustand zu gelangen. Man kann also sagen, dass er durch die Stimulation unseres Bauchhirns direkt unser „Bauchgefühl“ fördert. Durch seine erdenden Eigenschaften hält er uns im Hier und Jetzt und wirkt so Dissoziation oder emotionaler Abspaltung von der Umgebung entgegen. Man könnte ihn auch als „Trauma-Kraut“ bezeichnen, da er vor allem dann hilft in den eigenen Körper zurückzufinden, wenn die Verkörperung als besonders bedrohlich empfunden wird. Er hilft uns dabei den Körper wieder als sicheren Ort wahrzunehmen & vermittelt uns durch seine Wirkung das Gefühl von Sicherheit und Schutz. Nicht umsonst wurde er früher zur Mittsommersonnenwende zur Reinigung und zum Schutz verräuchert.
Die Blütentinktur der Betonie kann bis zu 4 mal täglich in einer Dosierung von 15-45 Tropfen eingenommen werden, je nach Bedarf. Aber auch das getrocknete Kraut kann als Tee (1 gehäuften Teelöffel & 1/4 Liter heißes Wasser (80°C), 15 min. Ziehen lassen)
bei Bedarf 1-3 Mal täglich je 1 Tasse getrunken werden.
Raus aus dem Kopf, rein in den Körper mit dem Garten-Salbei (Salvia Officinalis)
Besonders für hochsensible Menschen, die sich viel in ihrem Kopf aufhalten, ist er sehr bereichernd, denn er bringt sie mit seinem aromatischen Duft zurück in den Moment, ins Hier und Jetzt. Bei endlosen Grübeleien, einem dumpfen, vernebelten Gefühl im Kopf und einer gewissen Abgelenktheit, die oftmals Symptome des sogenannten „Freeze“-Modus unseres Nervensystems sind, hilft er uns dabei uns wieder zu fokussieren und unseren Kopf zu „klären“. Seine ätherischen Öle tragen dazu bei, dass wir uns besser in unsere Umgebung einfügen können, indem sie gleichzeitig entspannend und stimulierend wirken. Sie lösen Anspannung und wecken unsere Sinne, sodass wir achtsamer für das, was uns umgibt werden und mit geschärfter Wahrnnehmung zurück zum jetzigen Moment finden, uns nicht länger selbst ablenken oder dissoziieren. Auch für den Kampf-Flucht-Modus unseres Nervensystems bietet der Garten-Salbei helfende Eigenschaften, indem er überwältigende Gefühle und Überstimulation lindert. Und vielleicht hast du es bereits vermutet, auch der Salbei hat eine stimulierende Wirkung auf unsere Verdauung und damit den Parasympathikus, sodass er dazu beiträgt uns zu erden und zu entspannen. Abgesehen davon unterstützt sein Einfluss auf unsere Fettverdauung langfristig die Aufnahme gesunder Fette, die wiederum u.a. von unseren Nervenzellen benötigt werden. Man kann ihn also guten Gewissens als „Nervensystemstärker“ bezeichnen.
Du kennst ihn vielleicht, aus der Erkältungszeit, du kannst ihn als Tee zu dir nehmen oder aber als Tinktur (5-15 Tropfen) je nach Bedarf. Verzichten solltest du auf seine Anwendung während der Schwangerschaft.
Gegen Anspannung & zu hohe Erwartungen an dich selbst – das Lanzen-Eisenkraut (Verbena hastata)
Die dritte Heilpflanze, die ich dir zum Abschluss des ersten Teils meiner Reihe der #embodimentherbs vorstellen möchte, ist das Lanzen-Eisenkraut (Verbena hastata). Wenn du dich mal wieder in stressigen Situationen über deine eigenen Grenzen pushst, um so viel, wie möglich aus einem Tag herauszuholen und aus diesem Grund mit einer enormen Anspannung im Körper herumläufst, dann ist das Lanzen-Eisenkraut der richtige Begleiter für dich. Es bringt dir Erleichterung, wenn du unglaublich hohe Ansprüche und Erwartungen an dich selbst hast. Es hilft dir dabei nicht so hart zu dir zu sein, macht dich weicher und lockerer, indem es deine körperliche Anspannung lindert, vor allem dann, wenn du deinen Stress im Nacken und Schulterbereich manifestierst. Abgesehen von seiner entspannenden Wirkung, die dich wieder mehr in deinen Körper zurückfinden lässt, unterstützt es dich, wenn du dich zu viel in deinem Kopf aufhältst und über Dinge, die dir ungerecht erscheinen grübelst. Anstatt dich deinen Gedankenkreisen zu überlassen, holt es dich sanft zurück ins Hier und Jetzt und schafft dir Raum dich wieder auf die Wesentlichen Dinge zu fokussieren. Das Lanzen-Eiseknraut kann ebenfalls sehr gut zur Linderung von Ängsten jeglicher Art eingesetzt werden. Da es einen sehr intensiven Geschmack besitzt, kannst du es eher als Tinktur (30-60 Tropfen bis zu 3x am Tag) zu dir nehmen, statt als üblichen Teeaufguss. Vermeiden solltest du die Einnahme von Lanzen-Eisenkraut während der Schwangerschaft. Wenn du zu große Mengen der Verbena hastata zu dir genommen hast, kann das wiederum zu Übelkeit führen.